nicht
nur
- Wie alles
begann -
Geschichten
und Fotos aus der Mottenkiste
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Ob meine Großväter ein Auto besassen,
kann ich noch nicht genau sagen. Von Opa Stegemann weiss ich aber aus alten
Briefen, das es zumindestens die Möglichkeit hatte, ein Auto zu nutzen.
Ein motorisiertes Fahrzeug war in den dreißiger Jahren ja auch nicht
wie heute fast selbstverständlich, sondern die absolute Ausnahme.
Mein Urgroßvater berichtet, das er sich um 1900 anläßlich
bei einem Aufenthalt in Köln eine Stadtrundfahrt in einer Autodroschke
machte. Er war sehr beeindruckt.
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Das erste mir bekannte Auto in der Familie
gehörte meinem Großonkel Dr. Siegfried Pudel in Berlin. Es war
ein DKW Meisterklasse, Baujahr um 1934, und meine Oma berichtete von schönen
Ausfahrten damit. Mein Großonkel galt schon immer als technisch sehr
interessiert, er hatte z.B. mit einem selbstgebauten Detektorempfänger
die erste Rundfunksendung in Berlin gehört.
Motorrad wurde bei meinen Groß- und Urgroßeltern
nicht gefahren. |
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Dieses Bild zeigt meinen Vater um 1959 mit
seiner eben erworbenen Isetta und seinem grad verkauften Triumph Tessy
Roller. Es wäre aber falsch, aufgrund dieses Fotos anzunehmen, das
der Oldtimervirus deswegen bei uns in der Familie stecken würde: sowol
Isetta als auch Tessy waren damals ganz normale Gebrauchsfahrzeuge. An
Fahrten mit der Isetta - wir hatten im Laufe der Zeit 2 Stück - kann
ich mich noch erinnern: man konnte zu dritt drin sitzen und einkaufen fahren,
allerdings musste dann jeder Insasse einen Arm auf die Hutablage legen
... der Isetta folgten dann Käfer und Opel Rekord, wobei eine Isetta
noch lange als Zweitwagen diente. |
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Auf diesem Bild begucken mein Vater und ich
um 1969 seinem Rundheck Spider (korrekte Bezeichnung: Alfa Romeo Duetto
Junior). Auch dieses damals ein - recht unzuverlässiges - Gebrauchsauto.
Ich kann mich noch daran erinnern, das er einmal in Gettorf liegenblieb,
weil Wasser im Vergaser war. Damals hatte meine Mutter nacheinander einen
kleinen und einen großen Karman Ghia, die mir deswegen in Erinnerung
blieben, weil die hinteren Ausstellfenster beim Öffnen einfach herausfielen.
Später hatte sie einen ockergelben BMW 1600-2, den ich mal als Ursache
für meinen Oldtimervirus annehme. Sie fand, das es ein tolles Auto
war, das er aber fürchterlich gesoffen hat (dieses Urteil kann ich
nicht nachvollziehen, da war wohl irgendwas verstellt), sodaß er
später gegen einen Opel Rekord in Zahlung gegeben wurde. |
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Als ersten fahrbaren Untersatz bekam ich von
meinem Bruder ein Hercules M4 Mofa geschenkt. Diese Mofa hatte mein Bruder
1977 zum 15. Geburtstag bekommen, und er ist damit jeden Tag zur Schule
nach Kiel gefahren. Natürlich wurden bei der Auswahl des Mofas reichlich
Prospekte studiert, und dadurch habe ich mich wohl mit dem Kreidler Virus
infiziert. In unseren Zimmern hingen Poster der schnellen 50er von Kreidler,
Hercules und Zündapp und jeder Bericht, jede Anzeige in der "Bravo"
wurde mit Begeisterung gelesen. Allerdings war der Neukauf von einem Kreidler
Mokick für mich völlig utopisch, wo sollte man die 3600 DM für
eine RMC-S hernehmen ? Das man solche Fahrzeuge auch gebraucht bekommen
konnte, wusste ich damals nicht, ich war wohl etwas blauäugig ...
Nach unsanftem Kontakt mit einem Kleinlaster
war die Mofa 1980 nicht mehr fahrbereit - Totalschaden. Mit Hilfe von Klassenkamerad
Ingo wurde sie wieder instandgesetzt und fuhr gut eine Woche später
wieder. Allerdings liegt mir diese langsame Art der Fortbewegung (auch
heute) absolut nicht und ich habe eine gewisse Abneigung gegen Mofa 25
entwickelt. Nachdem ich wegen des montierten größeren Krümmers
eine Standpauke von meinem Dad bekommen hatte, machte ich dann den Führerschein
1b, mit dem die grad neu herausgekommen Leichtkrafträder gefahren
werden durften. Ein neuer 80er Vespa Roller wurde bestellt ...
Der Effekt dieser Mofa Bastellei war jedoch,
das ich erkannte, das man nicht alles neu kaufen muss und vor allem, das
man fast alles an den Dingern selber machen kann ! Daraufhin traute ich
mir schon etwas mehr zu als Zündkerzenwechseln, und plötzlich
stand neben einer total zerlegten 50er Vespa auch ein Goggomobil vor der
Tür. Letzteres sorgte dann für den ersten Kontakt mit der Polizei
- nein, wir sind damit nicht gefahren, wir haben es nach Hause geschoben
- es war ja nicht angemeldet ! Da die Sitze beinnahe durch den Fußboden
fielen, wurde es aber bald verschrottet. |
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Im Oktober 1980 stand dann in der Kieler Nachrichten
eine Anzeige: "Kreidler Moped, Baujahr 1964, 250 DM". Oh, fein, dachte
ich, das wär ja was. Kreidler fand ich schon immer toll, und Baujahr
64 bin ich auch ... am Telefon meinte der Verkäufer dann, es würde
sich um ein Mokick handeln, weil es einen Kickstarter hat. Na, kein Problem.
Als ich dann das Moped anguckte, stellte ich fest, das es sich um ein Kleinkraftrad
- eine Florett Super - handelte. Der Zustand war recht durftig, die Schutzbleche
abgesägt und das ganze Ding grün metallic angesprüht. Der
Vorbesitzer hatte es beim Fundbüro ersteigert. Ich hab sie dann doch
gekauft, und am nächsten Tag sind wir damit immer die Hofeinfahrt
rauf und runter gefahren - das gab einigen Ärger mit den Nachbarn. |
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Mein erstes Mokick war eine Zündapp C
50 Sport von 1972. Ich habe sie im Februar 1981 gut eine Woche nach bestandenem
Führerschein für 200 Dm erworben um die lange Lieferzeit des
Rollers zu überbrücken - hinter meinem Rücken wurden derweil
Wetten abgeschlossen, wie lange "das Ding" läuft. Die meisten haben
auf eine Woche gewettet, ich hab sie 3 Monate gefahren. |
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Dann hat sie mein Nachbar etwa 1 Jahr gehabt,
ich hab sie wieder zurück bekommen und wieder einige Zeit gefahren
und um 1984 ist sie nach Freiburg gegangen, wo sie auch noch einige Zeit
lief ... der Motor blieb ungeöffnet !
Das Bild zeigt sie etwa 1 Monat nachdem ich
sie bekommen habe, schon etwas SuperSport mäßig umgebaut. Den
M - Lenker hab ich natürlich eintragen lassen.
Diese Sorte Zündapp hieß bei uns
übrigens "Gußente" oder "Hühnermörder". |
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Das erste Bild meiner RS, die ich noch heute
habe. Ich bekam sie im April 1981 für 20 DM vom Schrott, sie war allerdings
übel zugerichtet, Tank Sitzbank, Räder mit einem Beil traktiert
und viele Teile fehlten. Aber sie war nur 4 Jahre alt. Das Bild ist ein
paar Monate später entstanden, da war sie wieder fahrbereit. Teile
ab Baujahr 1977 waren extrem selten, deswegen wurde ein alter Tank und
ein altes Schutzblech angebaut. |
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Nach langem Warten wurde die Vespa schliesslich
am 4.6.1981 geliefert. Eigentlich war eine himmelblaue bestellt, aber schließlich
kam eine silberne, die ich dann auch genommen habe. Auf eine blaue hätte
ich noch länger warten müssen. Mit etwas mulmigem Gefühl
unternahm ich vorsichtig die erste Fahrt, es fuhr sich ganz anders als
ein normales Moped. Aber nach kurzer Eingewöhnung kann man auch mit
der Vespa ganz gut um die Ecken wetzen.
Als ich die Vespa von der ersten Inspektion
(1000 km) aus der "Fachwerkstatt" wiederbekam fehlte die Batteriesäure
zur Hälfte und das Getriebeöl hatte sich über die hinteren
Bremstrommel und Reifen ergoßen. Darauf beschloß ich, in Zukunft
auch an der Vespa alles selbst zu machen. |
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Anmerkungen zur 80 ccm Klasse:
Nun mögen einige von Euch über die
Vespa lästern, aber ich habe sie gerne gefahren, und ich fahre auch
heute noch gerne Vespa. Vor allem war die 80er Vespa eine echte Alternative
zu den japanischen 80ern: die meistverkauften Honda MB 8 und die MT 8 waren
ja nur aufgeblasene Mokicks, während die Vespa ein gedrosselter 200er
Roller war. Die Hondas der ersten Serie hatten reihenweise Motorschäden,
weil die Kurbelwellenlager total unterdimensioniert waren, und bekamen
in der Garantiezeit einen oder mehrere neue Motoren. Kurz vor Ende der
halbjährlichen Garantie haben meine Klassenkameraden dann immer ihre
Hondas verkauft und sich eine neue geholt, sodaß sie in den 2 Jahren
bis sie 18 wurden teilweise 4 oder 5 Hondas verschlissen hatten. Ausserdem
war die Elektrik bei Honda katastrophal, die Blinker gingen z.B. fast nie,
und der Rostschutz war saumäßig.
Die Vespa war damals nur gut 100 DM teurer als
die Honda. Sie lief zwar nicht ganz so schnell (meine ging immer 80, die
Hondas etwa 85), aber dafür war sie absolut zuverlässig. Von
den 35 bis 40 Vespas, die ein damaliger Kieler Händler im Sommer 81
verkauft hat, hatte nur eine einzige einen Motorschaden, weil sie ohne
Öl gefahren wurde ...
Ok, Zündapps KS 80 war auch nicht schlecht,
aber mit 4.300 DM bald doppelt so teuer wie die Vespa (und damit ausserhalb
jeder Diskussion), die Hercules Ultra 80 ebenfalls teuer und das Styling
gewöhnungsbedürftig (meiner Meinung nach eine Verschlechterung
zur Ultra II oder III) und Kreidler war ebenfalls zu teuer und nicht auf
dem Markt zu bekommen. Die günstigeren luftgekühlten Einstiegsmodelle
Zündapp K 80, Hercules Ultra AC und vor allem die KTM Bora erschienen
erst ab Ende 1981 und auch nur aufgrund der übermächtigen japanischen
Billigkonkurrenz. Für mich zu spät.
Übrigens müssen die Versicherungsgesellschaften
damals vom Teufel geritten worden sein: die neuen 80er wurden in die 10
PS Klasse eingestuft, und kosteten dadurch nur etwa 130 DM Haftpflicht
Versicherung im Jahr, während die schnellen 50er um die 800 - 900
DM kosteten. Ich zweifelte von Anfang an daran, das dieser Tarif gehalten
werden kann - warum auch sollten die 80er einen besseren Schadenverlauf
haben, als die 50er ? Es war also nur ein Frage der Zeit, wann die Prämien
in die Höhe schnellten - aber uns sollte es recht sein. Das Resultat
dieser Prämienpolitk war, das die schnellen 50er von einem auf den
anderen Tag unverkäuflich wurden. Hatte eine Zündapp KS 50 z.B.
im Sommer 1980 noch gut 4000 DM gekostet, war sie ein Jahr später
nur noch um 800 - 1000 DM wert, und Fahrzeuge, die älter als 4 Jahre
waren, wurden um 50 DM gehandelt. Resultat war ein Überangebot an
schnellen Motoren - ein ausgebauter Motor brachte mehr als die ganze Maschine
- die von Mokickfahrern dankbar gekauft wurden ... kaum ein Mokick lief
wirklich nur die vorgeschriebenen 40 km/h ! |
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Die Florett Super ließ mir keine Ruhe,
ich wollte gerne auch soetwas fahren. Ein etwas älterer Mitschüler
hatte eine 63er Florett, die ich erwerben konnte, als er Abitur machte
und wegzog. Es war ein wirklich schönes Mokick in fast originalem
Zustand und war mein ganzer Sammlerstolz. Ich hab sie bis etwa 1990 behalten. |
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Die Vespa und die gute Kreidler sollten natürlich
im Winter geschont werden, also baute ich mir eine 65er Florett zusammen.
Das "Ding" ging wie der Teufel, sah aber aus, als wenn es eben vom Schrott
kam. Jedes Teil hatte eine ander Farbe. In der Schule hatten wir 3 Mal
die Woche Englisch in der ersten Stunde,und ich kam jedes Mal zu spät
(eigentlich kam ich immer zu spät, nur dort fiel es dumm auf). |
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Meine Begründung: tut mir leid, ich bin
nur bis zum "Grünen Jäger" (4 km vor Eckernförde) gekommen,
dann musste ich schrauben. Mein Englischlehrer hat mir nie geglaubt, bis
er "das Ding" dann mal gesehen hat. Sein Kommentar dazu ist nicht druckreif.
Im Winter war es recht kalt, und ab etwa minus
10 Grad durfte man mit der Kreidler nicht durch Schlaglöcher fahren,
da dann die eingefrorenen hinteren Federbeine nicht wieder ausfederten.
Ausserdem ist mir einmal der Benzinschlauch durchgefroren, der Sprit füllte
daraufhin unbemerkt meinen rechten Stiefel - sehr zur Freude meiner Tischnachbarin
in der Schule ;););) ! Die Stiefel habe ich dann im Flur geparkt. In den
nächsten Tagen war ich deswegen mit Halbschuhen unterwegs, die Kreidler
musste man dank ausgeschlagener Kugelköpfe mit der Hacke schalten,
wobei es mir aus Versehen den Schuh auszog und ich den in einer Schneewehe
suchen musste. Später wurde die Kreidler in Flugzeugorange lackiert
- einem Teufelszeug von der Bundeswehr, was trotz reichlicher Verdünnung
schon in der Luft beim Spritzen trocknete und Spinnenweben aus der Pistole
kommen ließ. Etwa 1 Jahr später hab ich die Kreidler aufgearbeitet,
sie bekam wieder die originale Gabel, eine gute Sitzbank und Lackierung
in anthrazit - beige.
Englischstunden vergehen - Unkraut vergeht nicht.
Die Kreidler gibt es heute noch - ich hab sie vor gut einem Jahr wieder
gesehen. Sie sieht recht gut aus ... |
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Aus mehreren recht heruntergekommenen Hercules
K 50 SE und einer Unfall RL entstand Ende 1981 diese hübsche
Maschine. Ein Traum in Opel Regattablau. Da schnelle 50er damals weder
verkaufbar noch aufgrund der irrsinnig hohen Versicherung anmeldbar waren,
diente sie immer nur als Zimmerschmuck. Um 1990 hab ich mich dann aus Platzgründen
von der Hercules getrennt, angeblich läuft sie heute wieder. |
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Hier noch ein Bild von Nachbarmopeds. Die Farben
der Lackierung wurden pragmatisch ausgewählt, ein entfernter Bekannter
war Lackierer und der brachte fertig angemischte Lackreste mit - ein Resultat
war, das damals Michaels NSU Max in umstrittenem Porsche "Flieder" erstrahlte
- und die Zündapp GTS 50 ebend in gelb - rot. |
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Die beiden wassergekühlten Zündapp
aus der Nachbarschaft. Die hintere wurde in einer 2 tägigen Aktion
aus einer defekten Supersport und einer frisierten GTS 50 zusammengebaut.
Später haben wir sie dann mit einem 100 ccm Motor zugelassen, sie
fuhr noch ewig im Raum Braunschweig. Die vordere war eine originale KS
50 watercooled von etwa 1973. |
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Dann wurde ich so langsam aber sicher 18 und
Auto bzw. Motorrad standen an. Trotzdem konnte ich mich nicht wirklich
von den kleinen Maschinen trennen. Das erste "richtige" angemeldete Motorrad
war eine MZ TS 150, nachdem eigentlich schon eine Yamaha DS 7 in der Garage
stand. Aber die Technik der Yamaha war zu problematisch. Die MZ hatte das
Fahrverhalten von einem Baumstamm, vor allem in Kurven dacht ich, ich müsste
das Fahrgestell verbiegen !
Bild: Bei der Fahrschule im September 1982:
Bremsbrobe mit der Honda CB 400 N |
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Das zweite Motorrad war dann eben jeden bewusste
Bundeswehr - Maico, auf dem Bild von 1982 noch in mattschwarz, die jetzt
wieder hier steht, und darauf folgten diverse Hercules 125. |
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Ich habe inzwischen sehr viele verschiedene
Motorräder besessen und gefahren, und sehr viel Spass damit gehabt.
Neben mehreren Yamaha SR und XT 500 auch einige Hondas und ein paar BMW´s.
Von Suzuki und Kawasaki lasse ich lieber die Finger, die sind nicht mein
Fall. Mit Ausnahme der W 650 vielleicht. Das schönste große
Motorrad war eine BMW R 90/6, absolut zuverlässig und langstreckentauglich,
mit viel Dampf aus dem Drehzahlkeller. Ich kann mich heute noch ärgern,
das ich sie weggegeben habe. Die beiden nachfolgenden 1000er Boxer fuhren
sich wesentlich unruhiger. Eine BMW 80/7 hab ich auch sehr gerne gefahren,
und wenn wieder ein großes Motorrad anstehen sollte, wirds wohl so
eine werden. Sehr gerne mochte ich auch eine BMW 50/5, die jetzt eine Bekannte
fährt. Aber das sind andere Geschichten. |